dgsv-gross
dgsv

Sinn und Erfolg nicht verwechseln! – Wann ist Supervision erfolgreich?

Bei unserm letzten Wochenende zum Thema Qualitätssicherung, entwickelte sich ein lebhafter Diskurs zum Thema Erfolg in der Supervision. Ausgangspunkt war die Frage: Wann ist Supervision erfolgreich? Und oft genug verwandelt sich diese Frage in: Wann bin ich als Supervisor*in erfolgreich oder eben auch nicht erfolgreich?

Hier einige Gedankensplitter aus unserer Diskussion:

  • Steht hinter dem Wunsch eine erfolgreiche Supervisor*in zu sein auch das Bedürfnis nach Bestätigung, Anerkennung, Wertschätzung?
  • Erfolg ist, wenn in der Supervision eine Atmosphäre entsteht, in der Lernen ermöglicht wird.
  • Erfolg ist, wenn Supervision Folgen hat, z. B. im Denken, in der Wahrnehmungserweiterung, im Perspektivwechsel, in der Ein- und Mitfühlung, in der Neubewertung, im besseren Verstehen, im neuen kreativen Tun und Handeln.
  • Erfolgreich bin ich, wenn ich meine supervisorische Haltung des Verstehens einnehmen kann, mit der Fähigkeit zu introspektiver Wahrnehmung, Identifikation und Distanz, Toleranz gegenüber Spannungen und Unsicherheiten, neugieriger und vorbehaltloser Suche nach Problemdefinitionen.
  • Die Effekte einer Sitzung sind oft nicht direkt sichtbar und schon gar nicht messbar. Sie sind eher wie subkutane Depotspritzen, die ihre Wirkung langsam entfalten, z.B. Stärkung und Ermutigung erst später zeigen.
  • Die Ziel- und Erfolgsvorstellungen der Supervisand*innen sind nicht automatisch identisch mit denen (institutioneller) Auftraggeber*innen. Denke ich zusätzlich noch an indirekt Betroffene, wie Klient*innen, Kolleg*innen und Bezugspersonen, dann wird dies noch deutlicher. Und meine eigenen Erfolgsvorstellungen können nochmals andere sein.
  • Im Coaching könnte der Begriff eine wichtigere Rolle spielen.
  • Sehe ich als Supervisor*in einen Zusammenhang zwischen Qualität und Erfolg? Heißt Qualität in der Supervision gleichzeitig auch Erfolg?

Erfolg ist ein wesentlicher Begriff im Feld der Ökonomie. Erfolg lässt sich messen an Kennzahlen, Gewinn und Verlust. Und Erfolg spielt auch im Sport eine zentrale Rolle, denken wir nur an Sieg oder Niederlage, Leistungssteigerung und neue Rekorde.

Aus unserer supervisorischen Tätigkeit wissen wir, dass wir es mit vielen unterschiedlichen, teilweise widersprüchlichen Interessen zu tun haben. Ansprüche der Auftraggeber*innen können im Konflikt stehen zu denen der Supervisand*innen bezogen auf Wirtschaftlichkeit, Fachlichkeit, Zufriedenheit der Klientel oder der Mitarbeitenden.

„Supervision ist eine spezifische Form personenbezogener Erwachsenenbildung, die emanzipatorische Ziele verfolgt und damit tendenziell ökonomische Verwertungsinteressen ausschließt.“ (Prof. Dr. Ursula Tölle, in: FoRuM Supervision, 2007, Heft 29)

Wie viele von uns könnten sich auf folgendes Verständnis von Erfolg in und durch Supervision einigen?
Erfolgreich sein in der Supervision meint, dass sich Supervisanden*innen und Supervisoren*innen gemeinsam auf einen Suchprozess begeben. Sie bringen sich dort mit ihren Kompetenzen und Rollen ein, um wahrhaftige, menschen-würdige, soziale und gerechte Antworten, Bewältigungsmöglichkeiten oder Lösungen zu finden, auf ihre Fragen, Herausforderungen und Probleme, die sich in der Arbeit zeigen und auftun.

Das Wort, aus einem Gedicht von Dorothee Sölle, „Wir können uns doch nicht auf das geistige Niveau des Kapitalismus zurückschrauben und ständig »Sinn« mit »Erfolg« verwechseln“, sollten wir Supervisoren*innen als Anstoß zum Nach- und Weiterdenken aufnehmen.

Supervison Ravensburg